Modernisierung der Wohnungsbestände am Hermann-Lange-Ring und Wendekamp
Das Thema „bezahlbarer“ Wohnraum nimmt bundesweit in der politischen Diskussion an Bedeutung zu. Insbesondere Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen haben zunehmend Schwierigkeiten, Wohnraum zu finden, weil das entsprechende Angebot nicht mitwächst oder zurückgeht. In den letzten Jahren wird dieser Trend durch die steigende Preise noch verstärkt, so dass es für diese Bevölkerungsgruppen zwischenzeitlich fast unmöglich geworden ist, bezahlbaren adäquaten Wohnraum zu finden. Dies spüren in erster Linie Familien, Alleinerziehende, Studierende, Behinderte und Ältere. Bezahlbarkeit bestimmt sich dabei grundsätzlich relativ zum Einkommen, umfasst aber auch die individuellen Wohnanforderungen. Dieser Trend betrifft zunehmend auch den ländlichen Raum. Parallel läuft ein Großteil der Belegungsbindungen aus, so dass die Erhaltung des Angebotes an preiswertem Wohnraum zu einer großen Herausforderung wird.
Anfang der 2000er Jahre haben viele Städte und Kommunen und auch Bundesländer ihre Wohnungsbestände an Finanzinvestoren veräußert. Auch in der Stadt Leer wurde darüber nachgedacht die kommunalen Wohnungsbestände zu veräußern. Nach langer politischer Diskussion hat sich die Stadt Leer Ende 2014 entschlossen, Ihren Wohnungsbestand nicht zu privatisieren und die Wohnungsbestände dauerhaft in einen Eigenbetrieb - die Kommunale Wohnungsverwaltung (KWL) - zu übertragen. Gegenstand und Aufgabe des Eigenbetriebes ist die Bewirtschaftung, die Vermietung, die Entwicklung und die Sanierung der städtischen Wohnungsbestände unter Beachtung sozialer Belange.
Die KWL verfügt insgesamt über einen Bestand von ca. 240 Wohneinheiten – 92 Mietwohnungen in typischen Mehrfamilienhäusern der 60er Jahre liegen hierbei am Hermann-Lange-Ring und Wendekamp im Sanierungsgebiet „Leer Weststadt“. Die 6 Gebäude wurden in den Jahren 1962 bis 1968 errichtet, in 4 Gebäuden wurden 1992/1993 die Dachgeschosse ausgebaut. Die 92 Wohnungen verfügen über eine Wohnfläche von 6.770 m². Die Wohnungsgrößen variieren hierbei von 53 m² bis 90 m² Mietfläche – der weit überwiegende Teil der Wohnungen hat eine Mietfläche zwischen 60 und 80 m².
Mieterhöhungen der Bestandsmieten wurden in den letzten Jahren nicht vorgenommen, nur bei Neuvermietungen wurden höhere Mieten vereinbart – hier hat sich die KWL an den Mietobergrenzen der „Angemessenen Kosten der Unterkunft“ (KdU) orientiert. Die niedrigen Mieten und die im knappe Haushaltslage haben aber auch dazu geführt, dass in die Wohnungsbestände in den letzten Jahrzehnten nicht investiert wurde – nicht investiert werden konnte.
Im Jahr 2016 wurde das Gebiet "Leer-Weststadt" als städtebauliches Sanierungsgebiet ausgewiesen und in das bundesweite Förderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen. Ein wesentliches Sanierungsziel ist die Modernisierung und Instandsetzung der Mietwohnungsbestände im Sanierungsgebiet. Hierbei sind neben den baulichen Anforderungen auch die wohnungspolitische Funktion der Bestände zu berücksichtigen - bezahlbare Mieten und Erhalt der Bewohnerschaft. Derzeit werden 92 Wohnungen der Kommunale Wohnungsverwaltung Leer (KWL) am Hermann-Lange-Ring und Wendekamp umfassend saniert. Der kalkulierte Kostenaufwand liegt bei rund 7,4 Mio. €.
Die KWL führt die umfangreiche Modernisierung der Bestände durch. Diese lassen sich in Kürze wie folgt zusammenfassen:
- Energetische Sanierung und Instandsetzung der Gebäudehülle
- Modernisierung der Haustechnik
(Heizung, Leitungen, Elektroanlagen) - Erneuerung Sanitäre Einrichtungen
- Sicherung vor Diebstahl und Gewalt
(Erneuerung der Eingangstüren / Gegensprechanlage)
Durch die Unterstützung von Minister Lies, den Abgeordneten des niedersächsischen Landtages Modder, Janssen-Kucz und Thiele und dem fraktionsübergreifenden politischen Willen des Rates der Stadt Leer ist die dringende Sanierung der Wohnungen am Hermann-Lange-Ring und am Wendekamp für die Kommunale Wohnungsverwaltung Leer (KWL) und die Stadt Leer finanziell realisierbar geworden. Für alle Beteiligten war es wichtig, dass die Wohnungen auch nach der Sanierung bezahlbar bleiben. Die Baumaßnahmen werden mit einem Mix aus verschiedenen Fördertöpfen – 3 Mio. € zinsfreie Darlehen aus der Wohnraumförderung und rd. 2,2 Mio. € Zuschuss aus der Städtebauförderung – die Modernisierung und Instandsetzung der Wohnungsbestände finanziert. Mit diesem Finanzierungsmix kann gewährleistet werden, dass die Bestandsmieten auf maximal 4,52 €/m² nach Sanierung angehoben werden.